Fahrt zum Weltjugendtag in Krakau

So richtig wusste wohl kein Teilnehmer aus unserer Gruppe, was uns beim Weltjugendtag im polnischen Krakau erwarten würde. Klar, der Papst kommt und man trifft Jugendliche aus aller Herren Länder, aber wie genau alles ablaufen würde, war doch eher unklar. Nach einer ereignisreichen Woche voller interessanter, bereichernder und schockierender Erfahrungen sowie jeder Menge Ohrwürmer war klar: So schnell werden wir den Weltjugendtag mit Sicherheit nicht vergessen.

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Es begann am 24. Juli mit einer rasanten Taxifahrt von Schwerte zum Dortmunder Flughafen und einem im Vergleich dazu sehr entspannten Flug. In Kattowitz angekommen, mussten wir feststellen, dass der Busfahrer (wie später auch das Personal unserer Herberge) nur Polnisch sprach. Gott sei Dank hatten wir in Jessica eine hervorragende Übersetzerin in unserer Gruppe, die uns in der kommenden Woche diverse sprachliche Hindernisse aus dem Weg räumen sollte. Der erste Tag stand dann ganz im Zeichen des Besichtigens unserer „Heimatstadt“ Skała und des Erlebens echter polnischer Gastfreundschaft. Eine freundliche ältere Dame bot uns auf dem Kirchvorplatz Kuchen an und rief auch sogleich den örtlichen Priester an, der seine Arbeit schneller erledigte, um uns noch die Kirche zeigen zu können. Am Abend kam es dann zum ersten Kontakt mit den Seminaristen aus Osteuropa, die nach dem gemeinsamen Besuch des Weltjugendtages in Paderborn an der Sozialakademie teilnehmen sollten. Die Verständigung klappte gleich prima und so wurden wir schnell zu einer gemeinsamen Gruppe. Auch die Gespräche mit den Seminaristen sollten in den nächsten Tagen dazu beitragen, dass wir unseren Horizont erweitern und einen Einblick in das Leben und Denken anderer Länder erhalten konnten.

Am nächsten Morgen war Krakau schon voller Pilger aus aller Welt. Die Begegnungen und Gespräche mit Australiern, Brasilianern, Panamaern, Italienern, Polen, Franzosen, Philippinern, US-Amerikanern und diversen anderen waren ein wichtiger Bestandteil des Weltjugendtages. Viele präsentierten dabei ihr nationaltypisches Liedgut, dem wir Deutschen zunächst wenig entgegenzusetzen hatten.

Ein erster Höhepunkt war die Eröffnungsmesse mit Hunderttausenden von Teilnehmern auf der Błonia-Wiese, wo später auch das Papstwillkommen und der Kreuzweg stattfinden sollten. Die Sonne, die während des Liedes „Jesus Christ, you are my life“ durch die Wolkendecke brach und so die Menge an Menschen und Fahnen erleuchtete, gehört zu den eindrucksvollsten Bildern des Weltjugendtages.

Ebenso eindrucksvoll, allerdings auf eine ganz andere Art und Weise, verliefen die deutschsprachigen Katechesen, an denen wir teilnahmen. Gestaltet wurden sie von der spirituell-charismatischen „Jugend 2000“-Bewegung, zu deren „fundamentalistischem PrayerPressing“ (Zitat Peter Klasvogt) wir eher keinen Zugang finden konnten. Auch hatten die Organisatoren sich Bischöfe eingeladen, die auf ihrer religiösen Wellenlänge lagen. So predigte einer gleich am ersten Tag über die „sechs schlimmsten Versuchungen im Leben eines Christen“ und begann mit dem grandiosen Wortspiel „Auf Platz sechs liegt der Sex.“

Einen positiven Ausgleich bot die schön gestaltete Vesper mit allen deutschen Teilnehmern in der Kirche der heiligen Faustyna, der Patronin des Weltjugendtages. Zuvor hatten wir das riesige Sanktuarium des polnischen Nationalheiligen Johannes Paul II. besichtigt.

Am Samstag und Sonntag stand dann der Höhepunkt des Weltjugendtages an. Auf dem außerhalb der Stadt gelegenen „Campus Misericordiae“ wurde eine Vigil mit dem Papst und 1,5 Millionen Teilnehmern gefeiert. Zum Abschluss verwandelte sich das Feld in ein beeindruckendes Kerzenmeer. Nach der kalten, aber glücklicherweise trockenen Nacht feierten wir bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von weit über 30 Grad die Abschlussmesse mit Papst Franziskus, der in allen seinenPredigten sehr auf das Lebensgefühl der Jugendlichen einging und uns aufforderte, unsere Komfortzone zu verlassen, um die Welt zu verändern. Auf dem Rückweg brach dann ein Unwetter biblischen Ausmaßes über uns herein. Zu allem Überfluss war auch der Rücktransport vom „Campus Misericordiae“ eher bescheiden organisiert, sodass wir den gesamten Weg nach Krakau zurücklaufen mussten, was nicht ohne Verletzungen von sich ging.

Zurück nach Deutschland ging es dann im Bus. Der Abschluss einer faszinierenden Reise, die wir insbesondere unseren Organisatoren Peter Klasvogt und Stefan Klug zu verdanken haben. Ihnen an dieser Stelle noch einmal ein herzliches „dziękuję“!

Jurek Preker

Fotos: Michel Focke