Abschlussbericht Campus-Akademie 2022

Die Campus-Akademie 2022 war für uns alle eine ganz besondere Zeit.
Jetzt kommt sicher die Frage auf, warum dies so war oder? Diese wollen wir nun in einem kleinen Einblick in unsere Woche beantworten.

Beginnen wir mit der Anreise, so erinnert sich jeder von uns an ein mulmiges Gefühl verbunden mit vielen Fragen wie: Werden die Anderen mich mögen? Sind sie alle nett? Wie verläuft das Programm wohl?
Dieses Gefühl verwandelte sich jedoch schnell in Vorfreude und Erleichterung, als wir die Anderen sah und merkte, dass alle an der Akademie sehr freundlich und hilfsbereit waren. Besonders bei der Kennlernrunde, bei dem jeder ein Andenken vorstellte und etwas zu seiner Person sagte, bekam man schnell den Eindruck, dass aus diesen 19 Jugendlichen eine Gemeinschaft werden würde. Schon bei dem ersten Abendessen am Sonntag der Anreise wurde dies auch wahr. Direkt wurde eine lange Tafel errichtet, Tische und Stühle verschoben und getauscht, sodass alle gemeinsam aßen und niemand ausgeschlossen wurde. Die Gespräche verliefen dabei ebenfalls sehr gut und man lernte sich näher kennen. So freuten sich alle auf diese Woche und lauschten anschließend gespannt dem Vortrag von Mouaid Alakkad, der etwas über seine Flucht aus Syrien und sein jetziges Leben erzählte. Auch die neugierig gestellten Fragen beantwortete er alle. Alle Teilnehmenden waren ergriffen und dieses Thema blieb noch bis spät am Abend im Gespräch. Im „Clubraum“ der Akademie trafen sich alle neuen Gesichter nochmal und tauschten sich neben diesem Thema auch über viele andere aus.

Am nächsten Tag wirkte alles schon beim morgendlichen Wort in den Tag und anschließenden Frühstück sehr familiär und gemeinschaftlich. Anschließend begann ein Tag, der rückblickend für alle ein Highlight der Woche darstellte. An dem Montag drehte sich alles um das Thema Recht und Gesetz und wurde von drei namenhaften Personen geleitet. Hierfür kamen Peter Clemen, Präsident vom Landgericht Arnsberg, Volker Bittner, Oberstaatsanwalt Dortmund und Mélanie Scheuermann, Rechtsanwältin aus Meschede. Alle drei gaben uns erst einen Einblick in Rechtsgrundlagen und deren Beruf, bei dem wir immer wieder Fragen stellen durften, die ehrlich und direkt beantwortet wurden. Besonders beeindruckt waren dabei alle von dem Gerichtshund der Rechtsanwältin, der Zeugen im Gericht bei ihren Aussagen unterstützt. Diese Unterstützung durften ein Paar auch ansatzweise selbst spüren, da anschließend ein Rollenspiel durchgeführt wurde. Bei diesem spielten wir eine Gerichtsverhandlung nach, wofür in die Rolle der Angeklagten, Rechtsanwälte, ZeugInnen, StaatsanwältInnen und RichterInnen schlüpften. Während der Verhandlung versuchten wir zu klären, ob es sich um Raub, Diebstahl oder noch andere Delikte handelte und wie wer verurteilt werden könnte. Allen bereitete dieses Erlebnis viel Spaß, ließ aber auch Raum zum Nachdenken und Mitfühlen. Im Anschluss merkten wir, dass keine Gruppe wie die andere entschieden hatte und dass, obwohl es sich um den gleichen Fall handelte. Somit wurde der Spielraum des so strikt festgeschriebenen Gesetzes klar. Alle staunten und bewunderten die Arbeit der JuristInnen noch mehr. So blieb besonders dieser Tag, der viel Spaß und praktische Einheiten mit sich brachte, im Kopf der Teilnehmer/innen und wurde auch am Abend noch viel besprochen.

Am nächsten Tag, der ganz unter den Themen Medizin und Umwelttechnik stand, begegneten wir erst Herrn Dr. Horst Luckhaupt, ehemaliger Chefarzt St. Johannes-Hospital, Dortmund. Er erzählte uns viel über seine Arbeit und die Situation der Sterbehilfe in unserer Welt. Gemeinsam mit ihm diskutierten wir im Anschluss daran, wie weit es ethisch vertretbar ist, in das Lebensende eines Menschen einzugreifen. Hier kam schnell auch die Frage der Religion auf und wie wir als Christen dieses Thema sehen. Besonders verwundert waren viele über die Tatsache, wie weit Sterbehilfe in Deutschland schon erlaubt ist.
Am Nachmittag besuchte uns Herr Dr. Dr. Oliver Putz aus Potsdam. Er besitzt einen Doktortitel in Biologie und in Theologie. Wodurch er mit uns das sehr spannendes Thema der Umweltethik besprach. Angeregt stellten wir Fragen, brachten unsere eigenen Gedanken und Punkte mit ein und kamen so zu dem Schluss, dass es für unsere Probleme der Umwelt nicht die eine ultimative Lösung gibt. Wir können alle nur einen kleinen Teil dazu beisteuern, dass es besser wird, denn so wie auch das Problem klein begonnen hat, so kann auch die Lösung klein beginnen und großes bewirken. Alle von uns waren fasziniert von der Art wie Herr Dr. Dr. Putz seine beiden Fachbereiche zusammenspielen ließ und uns zeigte, wie wir unseren Glauben, beispielsweise in Form der Schöpfungsgeschichte mit den Problemen der heutigen Umwelt in Einklang bringen können.

Am Abend stellten unsere zwei TutorInnen der Campus-Weggemeinschaft, die ebenfalls Teil unserer Gemeinschaft geworden sind, ihren Verein vor.

Der Tag, der wohl als einer der schönsten der Woche in Erinnerung bleibt, ist der Mittwoch. Zuerst besuchten wir in Oberhausen das Gasometer mit der Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“. Der Gruppenführer erklärte uns während der Führung viel über den Hintergrund des Gasometers und den der ausgestellten Fotos und Filme. Im Erdgeschoss betrachteten wir viele Naturfotographien, die ihre Gewalt und ihre Schönheit gleichzeitig darstellten. Besonders ein Film, der die Entstehung des Menschen mit der Evolution zeigt, ergriff uns, ebenso die Fotos von Tornados und Vulkanausbrüchen. Der darauffolgenden erste Stock zeigte dann den Einfluss des Menschen auf die Natur und die daraus entstandenen Probleme. Das war der Punkt, bei dem alle von uns aus dem Staunen in Wehmut und Besorgnis übergingen. Wir sahen Bilder von Hybrid-Tieren, abgemagerten Bären, Menschen die Blumen bestäubten und viel Müll im Meer. Uns allen wurde nochmal mehr bewusst, wie ernst es um unsere Umwelt steht und wie viele Probleme es gibt, die nicht so stark thematisiert werden. Doch die Ausstellung zeigte auch die Versuche der Menschen es besser zu machen. So sah man Bilder von bepflanzten Hochhäusern in Städten oder auch Demonstrationen für die Umwelt. Dieser kleine Hoffnungsschimmer half sich an das Gespräch vom Vortag zu erinnern und sich bewusst zu machen, was jede/r von uns tun kann. Im zweiten Stock wurde uns ein Anblick offenbart, den wir wohl nie vergessen werden und für den sich der Besuch in das Gasometer mehr als nur lohnt. Offenbart wurde uns eine Kugel mit 20 m Durchmesser, die mit Satellitenbildern angestrahlt wurde und so den Blick auf unseren Planeten aus dem All zeigte. Außerdem wurde an ihr auch die Entstehung der Erde aufgezeigt. Auf dem Gasometer befindet sich die Aussichtsplattform in 117,5 m Höhe, von der man einen wunderschönen Ausblick hatte, den auch einige von uns genossen.

Völlig fasziniert ging es dann mit dem Bus weiter zur Fazenda da Esperança, eine Einrichtung für Suchtkranke. Dort offenbarten uns die Menschen den liebevollen Umgang miteinander, ihre Geschichte und ihre Lebensweise. Aufgebaut auf den drei Säulen Spiritualität, Gemeinschaft und Arbeit leben die Menschen dort scheinbar abgekoppelt von dem Rest der Welt einen strukturierten Tagesablauf. Dabei steht immer im Vordergrund anderen zu helfen und „das Wort Gottes zu leben“. Gemeinsam essen sie, feiern Gottesdienst, arbeiten, spielen Spiele, kümmern sich um ihre Tiere, sowie auch um das eigene Café, welches als zusätzliche Einnahmequelle neben den Spenden dient.

Die Fazenda wirkte von Beginn an auf uns sehr idyllisch und beruhigend, alle von uns waren gerne dort und sehr begeistert von der Nächstenliebe, die wir dort erfahren durften. Wir wurden herzlich begrüßt und es war völlig normal für alle uns mit Speisen und Getränken zu versorgen. Der Jüngste von ihnen machte es sich mit einem Ehemaligen zur Aufgabe uns neben dem Einblick in den Tagesablauf, die Geschichte von sich zu erzählen. Wir alle hörten gespannt zu und stellte viele Fragen, die uns alle beantwortet wurden. Joshua, der uns seine Lebensgeschichte erzählte, hatte gerade sein Jahr, welches man auf der Fazenda verbringt, bevor man gewöhnlich wieder in das Leben zurückkehrt, vollendet. Er war sehr stolz darauf durchgehalten zu haben. Alle Suchtkranken, die auf die Fazenda kommen, sind freiwillig dort und können jederzeit gehen oder eben bleiben.

Der gemeinsame Gottesdienst am Abend ließ alle gemeinsam das Erlebte Revue passieren.
Dieses Begegnungen blieb auch in den folgenden Tage noch im Gespräch und ließ alle etwas umdenken, sodass jeder in seinem Leben ein Stück mehr die Nächstenliebe in den Vordergrund stellen sollte.

Der Donnerstag beschäftigte sich am Vormittag ganz mit dem Thema Berufswahl. Die Psychologin und Berufsberaterin Dorothea Böhm unterstützte uns dabei mit einem Vortrag ihrer Geschichte und einem kleinen Coaching zum Thema Selbstpräsentation. Sie zeigte ebenfalls die Möglichkeit der Teilnahme an ihrer wissenschaftlichen Potentialanalyse im Dezember auf. Diese werden viele wahrnehmen und die Zeit ebenfalls nutzen, um sich wiederzusehen.

Am Nachmittag sprachen wir mit Marie Luise Dött, MdB a.D. über ihre Vergangenheit im Bundestag und diskutierten über verschiedene politische Themen, wie beispielsweise die Verteilung der Parteien oder die der Einkommen in Deutschland.

Mit ihren Lebensläufen beeindruckten beide Referentinnen uns sehr.

Der letzte Tag der Campus-Akademie war ein sehr besonderer. Es war der Tag der Preisverleihung des Communio-Preises 2022 an die Schwester Klara Lüers, die in Malawi eine Schule und einen Kindergarten mit insgesamt ca. 1600 Waisenkindern gegründet hat und bis heute leitet. Dabei hat sie, wie sie uns in einem Bericht am Vormittag erzählte, mit vielen Problemen wie Hunger und Krankheit zu tun. Ihre Arbeit ergriff uns alle sehr, da alles, was sie tut, Leid in Freude verwandelt. Auch alle Fragen klärten sich und die anschließende Preisverleihung, sowie auch der Festgottesdienst mit dem Bischof von Dresden waren wunderschön.

Wir durften an diesem Tag unfassbar viel über diese grandiose Arbeit kennenlernen und denken bis weit nach der Akademie an diese Art der Fürsorge, versuchen alle, es ein bisschen in unseren Alltag zu integrieren.

Den Schluss der Akademie stellte dann ein Konzert der International Performance Group Gen Verde aus Florenz dar. Ihnen halfen wir im Anschluss noch mit dem Abbau und zeigten so schon ein erstes Mal, was wir in dieser wunderschönen und lehrreichen Woche mitgenommen haben: Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Fürsorge.

Am nächsten Morgen verließ der Großteil von uns die katholische Akademie in Schwerte, ein kleiner Teil blieb noch für Campus 2.0 und lernte einige MitgliederInnen der Campus-Weggemeinschaft kennen.

Abschließend lässt sich sagen, dass wir alle viel aus dieser Woche mitgenommen haben, was wir in unser Leben gut integrieren können und umsetzen werden. Wir durften Erfahrungen machen, die uns, wie der Akademiedirektor Prälat Dr. Klasvogt immer sagt, „nichts und niemand mehr nehmen kann“. Alles, was wir gelernt und gehört haben, werden wir an geeigneter Stelle wieder brauchen.
Besonders freuen wir uns auch über unsere entstandene Gemeinschaft und die neu geschlossenen Freundschaften. Durch die vielen gemeinsamen Gespräche, sowohl in der großen als auch in den kleinen Gruppen, die vielen Abende und Ausflüge war es schnell und einfach zu dem zu werden, was wir jetzt sind.

Und so wussten wir alle beim Abschied, dass dies keiner für immer sein wird und wir uns alle wiedersehen werden. Dafür sorgen wir. Gemeinsam.

Geschrieben von Lina Schopp