Die Israelfahrt ist ein wahrer Klassiker unter den „Campus-Tours“, sodass schon viele Mitglieder der Weggemeinschaft die Möglichkeit hatten, diese besondere Erfahrung zu erleben und bei den Campus-Treffen häufig in Erinnerungen schwelgen oder anderen davon vorschwärmen. In der diesjährigen Reisegruppe waren neben Neueinsteigern auch einige Wiederholungstäter dabei, die wohl immer noch nicht genug von dem Heiligen Land hatten.
Um in Coronazeiten nach Israel reisen zu können, muss man einige Hürden überwinden, doch als das alles geschafft war, waren wir um so glücklicher, als wir am Samstagabend in Tel Aviv gelandet sind. Vom Flughafen aus haben wir unsere Mietwagen in Empfang genommen, um damit nach Jerocham, in den Süden Israels zu fahren. Jerocham ist ein Ort, der im Negev (einer Steinwüste) liegt. Dort haben wir die ersten Tage unserer Reise verbracht. Während der Wüstentage haben wir uns viel mit den Texten aus dem Alten Testament auseinandergesetzt. So haben wir uns bemüht, die 40 Jahre Wüstenerfahrung Moses` herunterzubrechen auf zwei Tage. Durch das Lesen der Bibel, während einer Wüstenwanderung, hatten wir das Gefühl, den Text nun besser greifen zu können. Über unsere Eindrücke haben wir uns anschließend ausgetauscht und waren oft überrascht, wie viele Bezugspunkte wir zu unserer Lebenswelt gefunden haben.
Als die Zeit im Negev vorbei war, stand die Reise nach Jerusalem an. Auf dem Weg dorthin sind wir am Toten Meer entlanggefahren und haben anschließend an der Taufstelle Jesu gehalten: Dort standen wir nun am Jordan und haben einige Gläubige gesehen, die sich in dem braunen Wasser gebadet haben, um auch ihre eigene Taufe zu erneuern. Peter Klasvogt hat uns auch an dieser bedeutenden Stelle die passenden Bibeltexte vorgelesen und uns anhand eines kurzen Impulses weitere Bezugspunkte zu unserem Leben aufgezeigt. Da unser Ziel für den Tag Jerusalem – die Hauptstadt Israels – war, sind wir nach einem kurzen Verweilen an der Taufstelle, mit Blick auf das jordanische Ufer des Jordans, hoch hinauf nach Jerusalem gefahren. Hoch hinauf ist nicht übertrieben, denn auf der kurzen Strecke zwischen der Taufstelle Jesu und Jerusalem haben wir einige Höhenmeter zurückgelegt.
Direkt nach unserer Ankunft haben wir einen Orientierungsspaziergang gemacht und uns die Klagemauer angesehen. Das Abendgebet durften wir in der Dormitio Abtei mit Pater Matthias Karl und seinen Mitbrüdern feiern. Anschließend haben mir Pater Matthias in einem Gespräch näher kennengelernt und konnten viel über den Alltag von Christen in Israel aber auch über die interreligiösen Beziehungen erfahren.
Am nächsten Tag haben wir verschiedenste Orte der Ostergeschichte besucht. Besonders beeindruckend war für uns die Messe in der Tränenkapelle auf dem Ölberg. Danach haben wir – wie auch die Campus-Reisegruppen der vergangenen Jahre – ein Gruppenbild gemacht, auf dem man im Hintergrund die schöne, aber auch sehr dicht besiedelte Stadt Jerusalem sieht. Als das „Fotoshooting“ beendet war, sind wir wieder vom Ölberg hinunter gewandert und wieder hoch in das Zentrum Jerusalems.
Wie eingangs schon erwähnt, hat die Corona-Situation uns auf der einen Seite einen Mehraufwand bei der Einreise bereitet, auf der anderen Seite jedoch einige Vorteile während der Reise. So haben die Wiederholungstäter der Israelreise schnell festgestellt, dass es in Jerusalem bedeutend leerer war als in den Jahren zuvor. So hatten wir eine besondere Gelegenheit, die vielen Touristen normalerweise leider verwehrt bleibt: Wir konnten in der Grabeskirche direkt an das Grab Jesu gehen. Laut Peter Klasvogt sei dies wirklich eine Seltenheit. Aber auch in den Gassen vor der Grabeskirche war nicht so viel los, was uns beim Bummeln sehr gelegen kam.
An Gründonnerstag hatten wir schon wieder das nächste Ziel vor Augen, weshalb wir schon morgens aufgebrochen sind, um nach Galiläa zu fahren. Nach einem kurzen Besuch auf dem Berg der Seligpreisungen feierten wir abends Gottesdienst – inklusive Fußwaschung – in der Brotvermehrungskirche in Tabgha.
Wo der Abend des Gründonnerstags geendet hat, hat auch unser Morgen des Karfreitags begonnen, und zwar mit einem Kreuzweg, der in Tabgha begann und hoch zum Berg der Seligpreisung geführt hat. Im Anschluss besuchten wir Kafarnaum, was auch direkt am See Genezareth liegt. Der See scheint damals für die Verbindung zwischen den einzelnen Orten immens wichtig gewesen zu sein, denn durch die Boote war man in der Lage zwischen den verschiedensten Orten zu verkehren, was über Land bestimmt eine größere Herausforderung dargestellt hätte. Am Nachmittag waren wir im Pilgerhaus in Tabgha zu Gast und haben uns dort mit Georg Röwekamp, dem Direktor des Hauses, getroffen. Darüber hinaus ist er der Repräsentant für den Deutschen Verein vom Heiligen Land in Jerusalem. In dem Gespräch mit ihm wurde deutlich: Nach Israel reisen bedeutet: mit vielen Fragen anzukommen und mit noch mehr Fragen auf einem höheren Level wieder abzureisen.
Karsamstag wollten wir in Nazareth verbringen, deshalb sind wir morgens schon früh losgefahren. Nach dem Besuch der Verkündigungsbasilika, welche durch die vielen Marienbildern aus aller Welt besonders einzigartig ist, trafen wir uns mit einem langjährigen Freund von Peter Klasvogt: Herrn Dr. Toni Karram. Dieser erzählte von seinem Leben als Arzt und Christ in einem palästinensischen Gebiet. Nach unserem Gespräch sind wir zufällig einem Verwandten von Herrn Karram über den Weg gelaufen. Diese Begegnung hat unseren weiteren Tagesablauf geändert und wir konnten eine so intensive Erfahrung der Gastfreundschaft machen, denn er sperrte seinen Laden zu und zeigte uns stattdessen einige versteckte Ecken Nazareths, die wir vermutlich ohne seine tolle Führung nie entdeckt hätten. So konnten wir auch den Ausblick über die Stadt genießen und wurden von dem Verwandten von Herrn Karram in ein schönes Café eingeladen, wo wir unsere Tour mit typischem israelischem Gebäck und Kaffee ausklingen lassen konnten. Die Freude über diese Erfahrung der spontanen Gastfreundschaft hat überwogen, sodass wir gar nicht traurig waren, dass die eigentlich geplante Wanderung auf den Berg Tabor ausfiel. Anstelle der Wanderung haben wir also die zeitsparendere Alternative gewählt und sind mit unserem Mietwagen hochgefahren. Als wir nach unserem schönen Tag in Nazareth wieder in Tiberias in unserer Unterkunft angekommen waren, haben wir alle versucht, recht früh einzuschlafen, da uns eine kurze Nacht bevorstand.
Um 03:30h haben wir uns morgens (oder eher nachts) am Auto getroffen, um nach Tabgha zu fahren, damit wir gemeinsam mit den Benediktiner Brüdern und allen weiteren Gottesdienstbesuchern der Brotvermehrungskirche, die Osternacht feiern konnten. Vor der Kirche war bereits das Osterfeuer am brennen. Von dort aus sind wir mit Kerzen in den Händen in die Kirche gezogen. -Was wirklich eine sehr schöne Erfahrung war, wie die Kirche zunehmend heller geworden ist, mit jeder Person, die hineinkam. Zur Gabenbereitung sind wir an das Ufer von dem See Genezareth gegangen und konnten die Auferstehung Jesu durch die Eucharistie bei Sonnenaufgang am See feiern. – Einige aus unserer Gruppe haben dies als „Gänsehautmoment“ beschrieben. Nach der schönen Osternacht haben wir uns auch alle schon sehr auf das Osterfrühstück im Pilgerhaus gefreut. Mit gefülltem Magen haben wir eine kleine Pause eingelegt, bevor wir nachmittags an einer Bootsfahrt über den See teilnahmen. Einige Ordensschwestern, die mit an Bord waren, stimmten auf der Gitarre einige Lieder an und steckten uns an, mitzusingen und mitzutanzen. Das war eine witzige Fahrt und hat jede Menge Spaß gemacht. Im Anschluss sind wir mit dem Auto zur gegenüberliegenden Seite des Seeufers gefahren und haben dort unseren letzten Abend in einem Fischlokal verbracht und uns den typischen Peterfisch aus dem See Genezareth schmecken lassen, während wir über die Eindrücke und Erlebnisse der vergangenen Tage geredet haben und auch schon erste Pläne für weitere Treffen geschmiedet wurden. Denn diese Reise war eine intensive Reise. Wir haben viel gesehen und erklärt bekommen durch unseren Israelexperten Peter Klasvogt, konnten Israel als ein sehr vielseitiges Land kennen lernen, konnten uns mit unserem Glauben auseinandersetzten, aber vor allen Dingen konnten wir ganz intensiv die Weggemeinschaft erfahren. – Vielen Dank für diese wertvollen Erfahrungen!
Und abschließend sind wir uns einig: Wir werden alle Wiederholungstäter werden, denn es wird nicht unser letzter Besuch im Heiligen Land gewesen sein.