Abenteuer Brasilien – Weggemeinschaftler kommen mit vielfältigen Erfahrungen zurück

Mit der Erkenntnis, dass Kirche auch anders gelebt werden kann als in Deutschland, und mit den emotionalen Berichten einiger Einheimischer im Kopf ist eine Gruppe von 9 Campus-Weggemeinschaftlern aus Brasilien zurückgekehrt. Hier sind einige Streifzüge der Fahrt.

Fortaleza, Nordost-Brasilien, 06.08.2019

Nachdem wir bereits einige der vielen Einrichtungen des Condominio Espiritual Uirapuru besucht hatten, machten wir einen Abstecher zu „Novo Horizonte“. Die Gründerin erzählte uns ausführlich von ihren eigenen Erfahrungen von Missbrauch, Kriminalität und dem Gefühl, dass das eigene Leben nichts wert sei. Wir waren sichtlich gerührt, zu hören, dass jemand seine eigene Leidenserfahrung nutzt, um anderen Leuten aus ähnlichen Situationen zu befreien und ihnen neue Horizonte aufzuzeigen.

Das Condominio Espiritual Uirapuru ist entstanden auf einem Grundstück, das Hans Stapel einst geschenkt bekommen hat. Ohne zu wissen, was er alleine mit einem solchen Filetstück mitten in einer Millionenstadt anfangen sollte, hat Hans Stapel verschiedene christliche Gemeinschaften zusammengerufen und ihnen einen Teil des Grundstücks angeboten. Somit ist es heute Zuhause für verschiedenste Gemeinschaften von Karmelitinnen bis hin zur charismatischen Bewegung Shalom.

Rio de Janeiro, 08.08.2019

Nach nur rund zwei Stunden Schlaf und sechs Stunden auf der Autobahn (der Berufsverkehr in Rio ist scheinbar noch schlimmer als in Deutschland) konnten wir es kaum erwarten endlich unter der Christus-Statue zur stehen. Doch wir durften dort nicht nur die wunderbare Aussicht genießen, sondern auch die Heilige Messe feiern. Die Christus-Statue ist schließlich ein offizieller Pilgerort mit einer Kapelle im Sockel. Unter den vielen Messen in Brasilien war dies sicherlich ein Highlight (im wahrsten Sinne des Wortes).

Guararatingueta, Süd-Brasilien, 09.08.2019

Ein Tag voller Begegnungen und Gesprächen von denen zwei ganz besonders im Kopf bleiben:

Künstler Evilazio

Zunächst der lebensfrohe Künstler Evilazio. Vor einigen Jahren schwer verunglückt und seitdem querschnittsgelähmt und doch das volle Leben ausstrahlend. Aus seinem Mund schien pure Weisheit zu kommen als er uns von verschiedenen Berufungen erzählte und seine Augen hätten nicht stärker strahlen können. Seine Kunst hat er den Werken aus Schrott gewidmet, weil er so vielen „kaputten“ Menschen begegnet ist, aus denen auch noch wahre Kunstwerke entstanden sind.

Am Abend hatten wir dann noch die Ehre, Hans Stapel kennenzulernen, Zwillingsbruder von Paul Stapel und Gründer der Fazenda da Esperanca Bewegung. Selten trifft man eine Person, die in einer derartigen Direktheit und Einfachheit das Wort Gottes lebt. Ein Ausdruck davon war sein Kommentar zur Verleihung des Communio-Preises: „Wir haben doch gar nichts gemacht, sondern immer nur getan, was das Evangelium sagt.“

Mitten im Regenwald, Amazonasgebiet, 17.08.2019

Ein leichter Anstieg und auf einmal wollte der Bus nicht weiter – irgendetwas an der Kupplung. Klimaanlage? Fehlanzeige, der Bus schien aus dem letzten Jahrhundert zu stammen. Dies war eine der Erfahrungen, die uns gezeigt hat, dass in Brasilien nicht immer alles nach Plan läuft. Bischof Dom Bernado Bahlmann hatte uns bereits zur Begrüßung gesagt, dass man dort immer einen Plan A, Plan B, Plan C und Plan D braucht. Trotzdem funktioniert dort das Leben in einer Region, in der viele Leute stundenlange Boots- oder Autofahrten unternehmen müssen um zur nächsten Schule, Krankenhaus oder Kirche zu kommen. Es war interessant aus Dom Bernados Hand zu erfahren, vor welchen Herausforderungen die Kirche in dieser Region steht. Was uns in den Gottesdiensten erwartet hat war eben so fremd wie aufmunternd: fröhlich und laut singende Menschen, die fast schon Volksfestatmosphäre versprühen und ein volksnaher Bischof, der sich Zeit nimmt, auf die Menschen zuzugehen.

Im Falle des liegengebliebenen Busses, konnten wir von einem Pick-Up der nahegelegenen Fazenda abgeholt werden und so nach einiger Zeit in der Sonne munter auf der Ladefläche gequetscht unser Ziel erreichen.

Felix Heinemann