Berlin im Zeichen der NS-Diktatur

Berlin, ein idealer Ausgangspunkt, um eine politische Bildungsfahrt zum Thema „Bedingungslose Gefolgschaft und deutscher Widerstand“ zu unternehmen. So machte sich klassischerweise wieder über das Feiertags-Wochenende vom 01. bis zum 04. Oktober eine Gruppe der Campus-Weggemeinschaft auf den Weg, um unsere Hauptstadt näher zu erkunden.

Das Programm begann am Donnerstagabend mit einer Filmvorführung. Durch „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ hatten wir einen tiefgreifenden Einblick in die letzten Aktionen der Weißen Rose. Besonders gut dargestellt und auch erschreckend zugleich war die skrupellose Prozessführung des Vorsitzenden des Volksgerichtshof Roland Freisler. Hierdurch wurde neben dem Aspekt des Widerstandes auch der Unterschied zweier komplett gegensätzlichen Rechtssysteme aufgegriffen. Durch das erste Aufeinanderprallen dieser Welten bestand noch ausreichend Gesprächsstoff für den restlichen Abend.

Am nächsten Morgen hieß es dann endlich: Abfahrt mit dem Zug nach Berlin. Mit insgesamt 15 Teilnehmern aus dem neuesten Jahrgang erreichten Robert Kläsener, Maja Lindemann und Fabian Kühnel ohne größere Verspätung den Zielbahnhof in Berlin. Nachdem die Zimmer bezogen wurden machten wir uns auf in Richtung Kreuzberg. Dies haben wir gleich mit einem Stadtrundgang durch das Zentrum Berlins verbunden. Genauer ging es für uns zum ehemaligen Hauptquartier der Geheimen Staatspolizei. Die dortige Ausstellung unter dem Titel „Topographie des Terrors“ verdeutlichte uns den Aufbau des nationalsozialistischen Regimes und die Gleichschaltung aller Staatsorgane. Ein Konstrukt, das sich jeglicher Kontrollinstanzen entledigte und für uns als damalige  „Regierung“ nur schwer vorstellbar war.

Umso besser, dass auf dem anschließenden Weg zum Abendessen noch genügend Zeit blieb, um nochmal in sich zu gehen und die Erfahrungen und Gespräche mit den anderen zu reflektieren. Ausklingen ließen wir den Abend in einer modernen Berliner Craft-beer-Brauerei.

Am nächsten Morgen machen wir uns nach dem Frühstück auf in Richtung Berlin-Plötzensee, wo wir die gleichnamige Gedenkstätte besuchen. Was für uns von außen vielleicht unscheinbar aussah täuschte sehr. Denn bei der Gedenkstätte handelt es sich um ein ehemaliges Strafgefängnis, an das auch eine Hinrichtungsstätte angegliedert war. Viele politische Häftlinge, überwiegend aus Widerstandsgründen waren hier inhaftiert. Durch eine kleine Dauerausstellung, sowie den Erhalt der originalen Einrichtung, wurde dies nahegehend vermittelt.

Da die aktuellen Eindrücke noch frisch und noch Gesprächsbedarf vom gestrigen Tag bestand nutzen wir das Außengelände, um unsere bisherigen Eindrücke auszutauschen.

Der Nachmittag stand dann zur freien Verfügung. Während einige die kulinarischen Highlights Berlin auskundschafteten, machten sich andere auf Entdeckungstour zu weiteren Wahrzeichen und Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Am Nachmittag trafen wir uns am Museum „Deutscher Widerstand“, um nach den bisherigen Eindrücken auch den Aspekt des Widerstandes nicht zu kurz kommen zu lassen. In Kleingruppen erkundeten wir das Museum und hatten trotz der Corona-Lage die Möglichkeit uns über Beweggründe, Organisation und Folgen des Widerstandes mit fachkundigen Referenten aus dem Museum auszutauschen. Nicht nur die bekannten Gesichter wie Graf von Stauffenberg aus dem militärischen Widerstand, oder Georg Elser als Alleintäter wurden thematisiert, sondern auch der kleine Widerstand des Einzelnen.

In vielen Punkten bereichert stellte sich am Ende der Tageseinheit für uns Fragen, wie: „Wie würde mein Leben zu der damaligen Zeit aussehen?“ oder „Wäre ich stark genug, um aktiv am Widerstand mitzuwirken?“. Abschließend also ein vollgepackter Tag mit neuen Erkenntnissen – über die damalige Zeit, und auch sich selbst.

Als abschließenden Punkt unserer Fahrt hatten wir am Sonntag noch den Besuch der Fazenda in Nauen auf dem Programm. Wir feierten einen gemeinsamen Wortgottesdienst und lernten Bewohner und Hof näher kennen. Obwohl das Franziskusfest nicht wie gewohnt stattfand hat sich der Besuch allemal gelohnt. Ein Rekuperant, der erst seit wenigen Monaten auf der Fazenda lebt, nahm uns mit in seine Lebensgeschichte. Auch er griff die Thematik Widerstand in seinem Leben auf, sodass sich für uns der Kreis mit einer berührenden Geschichte wieder schloss.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen auf der Fazenda machte sich unsere Gruppe auf den Weg in Richtung Bahnhof. Mit vielen neuen Erfahrungen in unserem Koffer stiegen wir in den Zug Richtung Schwert. Trotz der aktuellen Lage ist die Fahrt gelungen und wir blicken zurück auf ein Wochenende voller Erfahrungen, spannender Geschichten und neuen Eindrücken.

von Fabian Kühnel