Politisch-historische Fahrt nach Berlin

Vom 22. bis zum 25. Oktober 2017 waren 17 Mitglieder der Campus-Weggemeinschaft im Zuge
eines Seminars des Sozialinstituts Kommende Dortmund in Berlin. Unter dem Oberthema “Wunsch
oder Wirklichkeit? Demokratie im Spiegel der Zeit” hatten wir ein breit gestreutes Programm:
Auf der Hinfahrt von Schwerte nach Berlin bot sich ein kurzer Besuch in der Gedenkstätte
Marienborn an – der ehemalige Grenzübergang, heute an der A2 bei Helmstedt als Museum
begehbar, diente in Zeiten der innerdeutschen Teilung zur Kontrolle und Überwachung des
Transitverkehrs zwischen Westdeutschland und Westberlin.

In Berlin angekommen haben wir das Theaterstück “The Situation” im Maxim Gorki-Theater besucht:
In einem Neuköllner Deutschkurs treffen Migranten aus den verschiedenen Nahostländern
aufeinander. Auf engstem Raum entstehen Reibungen und Konfrontationen, die den vertrackten und
für Außenstehende oft schwer nachzuvollziehenden Nahostkonflikt abbilden. Der Regisseurin Yael
Ronen ist ein Stück mit Tiefgang gelungen, mit Biss und viel Humor.

Der Großteil des Montags war für die Besichtigung des Reichstagsgebäudes reserviert. Der
Schwerpunkt unserer Führung war der Parlamentarismus in Deutschland, insbesondere dessen
Entstehung und Institutionen. Durch Zufall war unsere Führung einen Tag vor der konstituierenden
Sitzung des neuen Bundestags, sodass wir die letzten Vorbereitungen beobachten konnten. Ganz
abgesehen von dem Gebäude erfuhren wir auch viel über die Personen, die dort arbeiten, so lernten
wir zum Beispiel eine typische Sitzungswoche eines Abgeordneten kennen.
Nachmittags besuchten wir das Deutsche Spionagemuseum, das sich der Spionage im Wandel der
Zeit widmete. Es war interessant zu sehen, wie sich die Mittel der Geheimdienste historisch
entwickelt haben und welche Möglichkeiten ihnen heutzutage zur Verfügung stehen, zumal das
Museum auch auf hochaktuelle Themen wie Datenschutz und Sicherheit im Internet Wert legt.
Schade war nur, dass viele Exponate wie z. B. die Nazi-Dechiffriermaschine “Enigma” in ihrer
Funktionsweise nur sehr oberflächlich erklärt wurden.

Den Dienstagmorgen haben wir in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung verbracht. Dort
hörten wir zunächst einen Vortrag von Tobias Ruettershoff über die Arbeit von politischen Stiftungen
im Allgemeinen und der Konrad-Adenauer-Stiftung im Speziellen.

Darauf folgte eine angeregte Diskussionsrunde mit der Publizistin Dr. Britta Scholz über die Rolle
von Medienkompetenz als Schlüssel für politische Urteils- und Handlungsfähigkeit. Thema war unter
anderem das Phänomen der “Filterblase” (soziale Medien bevorzugen tendenziell Inhalte, die dem
Standpunkt des Nutzers entsprechen bzw. ihm gefallen, und isolieren ihn so von konträren
Standpunkten) und die Schaffung einer verbindlichen Nutzungsethik für das Internet.

Schließlich haben wir in Vorbereitung auf das Programm am Abend den Film “Das Leben der
Anderen” gesehen. Der Film erzählt die Geschichte eines Stasi-Mitarbeiters, der einen
regimekritischen Künstler überwachen soll. Dabei beginnt er allerdings, diesen in Schutz zu nehmen
und bringt sich dadurch selbst in Gefahr.

Gegen Abend sind wir schließlich nach Hohenschönhausen gefahren. Dort liegt die ehemalige
Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit der DDR. Politische Gefangene wurden hier bis zu
ihrem Prozess festgehalten und gefoltert. Führungen werden in Hohenschönhausen im Allgemeinen
von ehemaligen Häftlingen geleitet, so zum Beispiel unsere Führerin Monika Schneider, die wegen
“versuchter Republikflucht” in Hohenschönhausen inhaftiert war. Es war eine besonders spannende Erfahrung, da sie zu fast jedem Ort eine persönliche Geschichte erzählen konnte.

 

Am Mittwoch führte uns unser Weg in die Politikberatungsagentur Johannsen + Kretschmer in der
Nähe des Potsdamer Platzes. Wir waren mit dem Berliner Standortleiter, Peter Königsfeld,
verabredet, der mit uns über Lobbyismus und Politik diskutierte. Der in der Öffentlichkeit
verbreiteten, eher negativen Einstellung zum Lobbyismus, stellte er seinen Vortrag gegenüber,
indem er die Arbeitsweise der Politikberatungen und Lobbyverbände erklärte. Es war sehr
interessant, mit jemandem zu diskutieren, der so vielseitige Erfahrung im Bereich Lobbyismus und
Public Affairs hat. Dadurch konnte er uns detaillierte Einblicke in die komplexe Vernetzung zwischen
Politik und Wirtschaft geben.

Dieses Gespräch hat unser Berlin-Programm abgeschlossen – wir bedanken uns für vier
erlebnisreiche und bewegende Tage in einer tollen Gruppenathmosphäre!

Lukas Middelberg & Lukas Winterkamp