Jugend im interdisziplinären Dialog über ethische Leitbilder
19.-22. August. Schwerte. Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? – diesen Fragen möchte die Campus-Weggemeinschaft näher kommen. Auch die erste Jahreshauptversammlung hat dazu beigetragen einen Schritt in diese Richtung zu machen. Am Sonntagmorgen, den 19. August, haben sich die Mitglieder der Campus-Weggemeinschaft e. V. für die erste Jahreshauptversammlung des noch jungen Vereins zusammen gefunden.
Diese ging nahtlos in die Campus-Konferenz des neuen G8- Campus-Akademie Jahrgangs über. Darin erörterte zunächst Prof. Dr. h.c. Hans Hermann Henrix mit uns das
Thema „Aus der Verheißung Gottes leben – Zukunft gestalten“. Nach diesem eher philosophischen Thema mit vielfältigsten Sichtweisen gab es – passend zum heißen Sommerwetter – einen Vortrag mit dem Titel „Geteiltes Land, aber heiliger Boden“ des Pressesprechers der deutschen Bischofskonferenz Matthias Kopp. Der Vortrag löste anschließend heiße Diskussionen aus, wie die Konflikte in Israel gelöst werden könnten und welche Punkte dabei eine besondere Rolle spielen.
Spätestens zum Ausklang des Tages war allen klar – die Campus Akademie lebt weiter in der Campus Weggemeinschaft: Beim gemeinsamen Gottesdienst unter dem Sonnensegel im Innenhof wurde in Stille zusammengekommen. Im Hintergrund begleitet vom Plätschern des Springbrunnens. Eine einzigartige Atmosphäre, die genauso zur Campus Akademie gehört, wie die Vorträge und Diskussionen.
So war der Gottesdienst die perfekte Überleitung von der Campus Konferenz hin zur ersten Tagung “Campus II – Was ist der Mensch? Jugend im interdisziplinären Dialog über ethische Leitbilder”.
Mit der Idee von Campus II soll auch nach der eigentlichen Campus-Akademie innerhalb der Weggemeinschaft ein jährlich stattfindender, interdisziplinärer Austausch zu einem bestimmten Thema gepflegt werden, das von den Fachschaften vorbereitet und aus vielfältigen Sichtweisen betrachtet wird.
Der Montagmorgen stand ganz unter dem Thema „Goldener Boden Handwerk: Berufliche Anforderungen und Perspektiven junger Menschen“. Otto Kentzler, der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks hat darüber berichtet, wie wichtig es für das Handwerk ist, dass auch weiterhin junge Menschen den Schritt in dieses Berufsfeld machen. Dabei spiele es keine Rolle, wie alt man sei und wie lange man brauche, um die Entscheidung zu treffen, einen handwerklichen Beruf zu ergreifen, solange man diese Entscheidung bewusst trifft. Die einzige Voraussetzung sei Begeisterung und Ehrgeiz für diesen Beruf.
Nach dem Mittagessen ging es um das Menschenbild in der Wirtschaft. Referent Christoph Obladen, der Personalchef des Edelmetall- und Technologieunternehmens Heraeus hat in seinem Vortrag „Die Wirtschaft ist für den Menschen da“ der These „Der Mensch ist für die Wirtschaft da“ gegenübergestellt.
In anschließenden Workshops gab es Möglichkeit zum Austausch zu Themen wie „Familie vs. Beruf“ oder „Nachhaltige Unternehmensführung“.
Zum Ausklang des Tages wurde der Mensch aus medizinischer Sicht beleuchtet: Dr. Thomas Wirriger, stellv. Vorsitzender des Ethik-Komitees des Johannes-Hospitals Dortmund, referierte unter anderem zum Thema Organspende.
Obgleich dieses umstrittene Thema kurzzeitig für bedrückte Stimmung sorgte, endete der Tag dann im gemütlichen Beisammensein und mit Vorfreude auf die Vorträge an den kommenden Tagen.
Der Dienstag begann mit einem gemeinsamen Wort in den Tag, das uns für die Themen des Tages einstimmen sollte. Der erste Vortrag des Tages galt dem Thema „Der Mensch und die internationale Politik“. Hierfür hat die Fachschaft Geisteswissenschaften PD Dr. habil Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik eingeladen, der über die Konzeption der „Responsibility to Protect“ und der Problematik humaner Begründungen für militärische Interventionen referierte. Nach einer lebhaften Diskussion über die aktuellen Schwierigkeiten in Syrien und die Aufgaben der UN, folgte die Aufteilung in vier Workshops, die sich mit verschiedenen Beispielen von humanitären Interventionen beschäftigten, wie beispielsweise Ruanda oder Libyen.
Die zweite Hälfte des Tages widmete sich dem juristischen Verständnis des Menschen an der Grenze von Recht und Ethik. Die Fachschaft Rechtswissenschaften konnte hierfür Prof. Dr. Fabian Wittreck von der WWU Münster als Referenten gewinnen. Dieser gab einen Einblick in die juristische Sichtweise auf den Menschen und die Probleme, die sich dadurch ergeben können. Hinterher gab es erneut vier Workshops zu unterschiedlichen Fallbeispielen, bei denen das Menschliche mit dem Recht kollidieren oder geschützt werden müsste, wie etwa die Darstellung Papst Benedikts XVI im Satiremagazin Titanic oder die Problematik in der Debatte um Abtreibung.
Nach dem Abendessen ergab sich für uns die Möglichkeit einen Film über die Situation des Bürgerkriegs in Ruanda 1994 zu sehen, der uns alle mit seinen intensiven Bildern tief berührte. Mit all diesen vielfältigen Diskussionen und Eindrücken der vergangenen Tage im Hinterkopf, erfolgte am Abend eine kurze Reflexion über das Konzept von Campus II und anschließend ein von ein paar Teilnehmern gestalteter bunter Abend, der von Spaß, Spiel und Musik geprägt war.
Mittwoch und somit der letzte Tag von Campus II galt dem Thema „Zum Auftrag der Institution Schule im Kontext christlicher Anthropologie“. Hierfür hat die Fachschaft Pädagogik Prof. Dr. Clauss Peter Sajak, Professor für Religionspädagogik an der WWU Münster, eingeladen. Dieser führte uns in die Geschichte und den Auftrag von katholischen Schulen im Hinblick auf insbesondere katholische Erziehung und Wertevermittlung ein. Es folgte eine Diskussion im Plenum, bei der jeder mit seinen Erfahrungen in eine katholische Schule gegangen zu sein einen Beitrag leisten konnte. Anschließend gab es drei Workshops, die sich alle der Problematik des Verständnisses von Werten und deren Vermittlung an Schulen widmeten. Auch hier stand die Reflexion eigener pädagogischer Erlebnisse und Erfahrungen im Vordergrund.
Zum Abschluss fand eine Evaluation und Diskussion über die vergangenen Tage statt. Dabei wurde eindeutig festgestellt, dass das Konzept von Campus II eine Bereicherung des noch so jungen Vereins Campus-Weggemeinschaft darstellt und in jedem Fall im nächsten Jahr wiederholt werden sollte. Das Leitthema dann wird lauten: „Ich sehe was, was du nicht siehst.“
Schließlich feierten wir zusammen den Abschlussgottesdienst und fuhren mit vielen neuen Erfahrungen nach Hause.
Wir freuen uns auf das nächste Mal!
Lisa Hoffmann und Caroline Rempe