Campus 2.0 „Menschsein – von Ohnmacht bis Allmacht“

Für uns 30 Campus-Weggemeinschaftler startete am Sonntag, die alljährliche Alumni-Akademie „Campus 2.0“ unter dem Motto „Menschsein – von Ohnmacht bis Allmacht“. Hinter diesem Titel erwartete uns eine bunte Mischung aus Referenten-Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops.Auftakt des jährlichen Treffens der Campus-Weggemeinschaft war die Generalversammlung am Samstag, 16. August: Bei den anstehenden Wahlen wurden Raphael Herbers, Steffen Schneider und Jana-Maria Keine in den Vorstand gewählt. Lukas Trötzer, Friederike Weber und Steffen Eikenbusch bleiben entsprechend der Wahlordnung für ein weiteres Jahr im Vorstand.

Anschließend an die Entlastung von Schatzmeister und Vorstand sowie an die üblichen Vor- und Rückblick zu den Vereinsaktivitäten wurden die 60 anwesenden Vereinsmitglieder über den genauen Verlauf der Verleihung des COMMUNIO-Preises im Anschluss und die Ruanda-Fahrt (Bericht folgt) informiert.

Nach dem traditionellen Campus-Fest am Samstagabend, bei dem ein reger Austausch der verschiedenen Jahrgänge stattfand, trennten sich am Sonntag, 17. August (vorerst) die Wege der diesjährigen Campus-AkademikerInnen und der Mitglieder der Campus-Weggemeinschaft. Erstere verließen nach einer Woche voller spannender Begegnungen die Akademie, um in der nächsten Woche in ihr letztes Jahr auf dem Gymnasium zu starten.

Sonntag: Macht – wo, was, wer?

„Wo haben sie heute Morgen schon Macht erfahren?“ Mit dieser Fragestellung führte uns der Psychologe und Theologe Dr. Andreas Tapken in die Vielfalt des Machtbegriffs ein. Schnell wurde klar, dass Macht allgegenwärtig ist und entscheidend unser Leben bestimmt – sei es das Klingeln des Weckers am Morgen oder der Dozent, der um die Abgabe einer Hausarbeit bittet. Im Verlauf des Morgens betrachteten wir die Macht auf philosophischer, theologischer und psychologischer Ebene und fragten uns, wie Macht in Bezug zu Führung bzw. Autoritäten zu setzen ist. Hierbei stellte uns Dr. Tapken neuartige Führungsstile, aber auch die Gefahren von Machtmissbrauch und Narzissmus vor. Die Handreichung „10 Leitsätze zum Umgang mit Macht“, mit der jeder seinen Umgang mit Macht reflektieren kann, bildete den Abschluss des Vortrages.

Um die Vielschichtigkeit der Macht zu vertiefen, fanden wir uns nachmittags in kleinen Workshop-Gruppen zusammen, die von Campus-Weggemeinschaftlern vorbereitet wurden. Diese Workshops sind wichtige Bausteine des Campus 2.0-Konzeptes, da sie es ermöglichen die Kompetenz und das Fachwissen aus den eigenen Reihen zu nutzen. So beschäftigten sich die einzelnen Gruppen mit der Macht auf soziologisch-politischer, philosophischer, pädagogischer und juristischer Ebene.

Am Sonntagabend durften wir die Autorin und Regisseurin Dr. Christa Pafferott in der Akademie begrüßen, die mit ihrem Film „Andere Welt“ die Thematik der Machtverhältnisse von einer ganz neuen Seite beleuchtete. Der Dokumentarfilm gab uns Einblicke in die Macht- und Abhängigkeitskonstellation in der forensischen Psychiatrie und übertrug eindrücklich die Stimmung bzw. Beziehung zwischen Pflegepersonal und Patientinnen. An den Film schloss sich ein reger Austausch mit der Regisseurin und Autorin an, in der unter anderem der gesellschaftliche Umgang mit psychisch kranken, schuldunfähigen Straftätern thematisiert wurde.

Montag: Macht und Machtmissbrauch in Politik und Medien

Der Montagmorgen begann mit einem Vortrag des ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Erich Fritz, der anhand seines Lebenslaufs bzw. seiner politischen Karriere die Macht und Ohnmacht im Politikbetrieb anekdotisch erläuterte.

„Macht- und Machtmissbrauch durch Medien“ war der Titel der Podiumsdiskussion zu der wir den Chefredakteur der Ruhrnachrichten Dr. Wolfram Kiwit, Dr. Pafferott und den Fernsehjournalisten und Schriftsteller Dr. Ulrich Harbecke gewinnen konnten. „Welche Bedeutung hat die Tageszeitung als Printmedium in Zeiten von Live-Tickern und Internet-Nachrichten heute noch?“ und die Frage nach der Allgemeinzugänglichkeit von Informationen durch die Presse waren nur einige Diskussionsthemen.

An die Diskussionsrunde schlossen sich Workshops zu Machtstrukturen und -verteilung in Wirtschaft, Kirche und Technik an. Hier wurde zum Beispiel ergründet, ob alles, was medizinisch in unserer Macht steht auch ethisch vertretbar ist und wo Grenzen der biologischen Selbstoptimierung zu ziehen sind.

Anschließend folgte ein Fotovortrag mit dem Titel „Kwibuka: remember – unite – renew“ von Prälat Dr. Peter Klasvogt und Fotograf Mike Siepmann. Beide schilderten eindrücklich und mit bewegenden Bildern, wie die Menschen in Ruanda 20 Jahre nach dem schrecklichen Genozid mit dem Gedenken an das unendliche Leid und die eine Millionen Getöteten umgehen. Außerdem stellten sie das Projekt der Campus-Weggemeinschaft vor, bei dem neun Campus-Akademiker vier Wochen die örtlichen Organisationen in Ruanda beim Aufbau einer Wasserversorgung für Flüchtlinge unterstützen.

Dienstag: Macht in der Sprache und Frauen in Machtpositionen

Den Sprachwissenschaftler Prof. Dr. Josef Kleine durften wir am Dienstagmorgen begrüßen. Unter dem Titel „Macht der Sprache – Sprache der Macht“ lud er uns ein, den Zusammenhang zwischen Sprache und Macht zu ergründen. Hierbei lag der besondere Schwerpunkt auf Äußerungen von Politikern und Parteien. So analysierten wir die Wirkung von Wahlkampf-Thesen und Plakaten auf linguistischer Ebene, wobei wir die Begriffe direkt einer Parteipolitik zuordnen konnten.

Den Abschluss der Referentenvorträge bildete die Psychologin Dr. Monika Henn, die die Rolle von Frauen in Führungspositionen und den Unterschied zu deren männlichen Kollegen erläuterte. Sie stellte uns, basierend auf einer von ihr durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchung, den Unterschied von Frauen in Mitarbeiter- und Führungspositionen hinsichtlich der Charaktereigenschaften vor. Weiter erklärte sie, wie Frauen sich in männlich dominierten Bereichen durchsetzen können und welchen wichtigen Stellenwert deren Fähigkeiten in Führungspositionen haben.

Mittwoch: Reflexion und Ausklang

Reflexion – das war die Überschrift des Mittwochs. Gemeinsam überlegten wir, wie Campus 2.0 im nächsten Jahr gestaltet werden soll. Verbesserungsvorschläge, aber auch deutliches Lob, wurden gesammelt und ein Kompetenzteam für 2015 zusammengestellt – wir dürfen uns schon erneut auf eine spannende Tagung freuen.

Den Abschluss von Campus 2.0 bildeten der Gottesdienst in der Kapelle und das gemeinsame Mittagessen. Mit vielen neuen Eindrücken und prägenden Gesprächen im Gepäck traten wir die Heimreise an und blicken auf eine Tagung zurück, die unseren Blick auf die Allgegenwärtigkeit von Macht und unseren Umgang mit eben dieser geschärft hat.

An dieser Stelle sei allen, die zum Gelingen der Veranstaltungen beigetragen haben, ein herzliches Dankeschön ausgesprochen – angefangen beim Organisationsteam um Jakob, Alena, Roland, Leonhard, Ann-Kristin und Jan-Niklas, über die Referenten und Workshopleiter bis hin zu allen, die durch ihre meinungsfreudigen Beiträge an einer lebendigen Auseinandersetzung mitgewirkt haben.

Artikel von Anna Carla Kugelmeier und Philipp Hershoff