Exkursion nach Brüssel

Jugend und Wirtschaft im europäischen Dialog

EU-ParlamentSonntag, 17. März. Europa- ein Kontinent, viele Staaten, eine Idee. Die Grundrisse der Europäischen Union waren uns allen schon länger bekannt: Die Europäische Union besteht aus mittlerweile 27 Staaten mit insgesamt etwa einer halben Milliarde Einwohner. Die Vorteile dieser Union sind augenscheinlich ein offener Binnenmarkt, Reisefreiheit und eine weitgehend einheitliche gemeinsame Währung etc. Ein weiteres Ziel in unserem Völkerbund ist auch die Schaffung einheitlicher Grundregeln und Voraussetzungen für die Sicherheit, Freiheit und Rechte seiner Mitglieder. Doch wie war das denn jetzt genau mit der Entstehung? Wie wird denn nun im Europarecht entschieden? Am Anreisetag blieb uns viel Zeit, um einmal einen Überblick zu schaffen, aus welchen Institutionen die EU besteht und Caroline Rempe machte sich die Mühe, neben diesen Infos, auch einmal die Geschichte der Union zu beleuchten.                                                                                                                                                    Erwähnt werden soll aber auch die lebhafte Präsentation von Alexander Lawundy, der uns mit vielen schönen Bildern und Erzählungen den Verlauf seiner Afrikadurchquerung per Fahrrad näher brachte.

Montag, 18. März. Der Bus fuhr früh los, wir hatten uns schließlich viel vorgenommen für die nächsten 4 Tage, und bis wir ankommen würden, würde noch einiges an Zeit vergehen. Etwas davon nutzten wir um uns über die gerade stattgefundene Papstwahl auszutauschen, denn jeder von uns hatte einen anderen Blickwinkel auf diese Papstwahl gehabt, sei es durch Klausurphase oder Exkursionen.

Nachdem wir in unserer Unterkunft in der Nähe von Brüssel angekommen und lecker bekocht worden waren, brachen wir zum Besucherzentrum des Europäischen Parlaments auf, in dem wir uns 2 Stunden lang mit Audioführer bewaffnet noch genauere Informationen über die EU beschafften. Gleich darauf wurden wir bei der COMECE, der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft, empfangen. Dort wurde uns die Arbeit der COMECE beschrieben und die positiven Seiten der Lobbyarbeit näher gebracht.

Anschließend wurden wir in die Stadt geführt, wo wir auch etwas von „typisch belgischer“ Küche erleben durften und mit belgischen Pommes und Bier den Abend ausklingen lassen konnten.

Dienstag, 19.März. Am Dienstag besuchten wir unsere Gastgeber beim Zentralverband des Deutschen Handwerks, um von ihnen über das duale Ausbildungssystem in Deutschland im Vergleich zu anderen Europäischen Ländern zu erfahren. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Wir erfuhren aus erster Hand, wen die UEAPME vertritt, und welche Aufgaben sie zu bewältigen hat, lernten, dass 80% der Auszubildenden in Deutschland bei kleinen und mittleren Unternehmen ausgebildet werden und dass es europaweit ein System der Einstufung von Bildung geben sollte. Uns wurde erklärt, dass die Bildungsabschlüsse der Länder einerseits von den einzelnen Mitgliedsstaaten den jeweiligen Stufen zugeordnet werden, dass es aber auch mit EQAVET eine Qualitätssicherung gibt. Vertreter der deutschen Industrie und Handelskammer machten uns im folgenden die Schwierigkeiten bei einer europaweiten Nivellierung des Bildungsniveaus klar, denn in Deutschland obliegt die Bildungspolitik eindeutig den einzelnen Bundesländern. Diskutiert wurde auch über den Plan einer Jugendgarantie, mit der garantiert werden soll, dass Unter-25-jährige innerhalb von 4 Monaten eine neue Beschäftigung bekommen sollen. Als ein wichtiger Punkt bezogen auf die Jugendarbeitslosigkeit in manchen EU-Staaten und des daraus resultierenden Plans einer Jugendgarantie wurde immer wieder das fehlende duale Ausbildungssystem in diesen Staaten genannt. Spannend wurden bei diesen viel besprochenen Themen auch unsere Rückfragen, bei denen kritisch hinterfragt werden konnte inwieweit eine Kopie des „heimischen“ Systems auf andere Länder überhaupt fruchten kann. Mit diesen Themen und vielen zusätzlichen Details beschäftigten wir uns, bis wir uns aufmachten, das Europaparlament zu besichtigen. Dort hatten wir Termine mit Elmar Brok (CDU), Petra Kammerevert  (SPD) und Reinhard Bütikhofer (Grüne). Diese Politiker konnten wir auch über andere Themen als die Jugendbildung befragen und bekamen Einblicke in aktuelles Politikgeschehen. Besonders überrascht hat uns, dass, obwohl alle drei Gesprächspartner unterschiedliche Parteien repräsentieren, wir von jedem zu hören bekamen, dass man ohne Kooperationen untereinander überhaupt keine Chance in der EU habe.

Diese vielen Gespräche hatten uns geschafft und hungrig gemacht, weshalb der Imbiss bei der Landesvertretung des Landes Nordrhein-Westfalen ganz gelegen kam. Im Anschluss an diese Kräftigung nahm sich Rainer Steffens, als Leiter der Vertretung, die Zeit, uns plastisch die Schwierigkeiten, oft langen Wege der Entscheidungsfindung und meist anschließender Korrekturen vor Augen zu führen. Auf dem Heimweg hatte schließlich jeder von uns einen Kopf voller Eindrücke von dem großen Getriebe namens EU.

Mittwoch, 20. März. Am nächsten Morgen bekamen wir die volle Härte des Brüsseler Berufsverkehrs zu spüren. Trotz früherer Abfahrt brauchten wir knapp 2,5 Stunden für die Hinfahrt, weshalb wir leider unseren ersten Termin verpassten und nur noch zum letzten Gespräch beim ZDH Zeit hatten. Anschließend machten wir uns auf den Heimweg und in Schwerte angekommen, nahmen wir uns noch etwas Zeit um die Fahrt zu reflektieren.

Donnerstag, 21. März. Am letzten Morgen bekamen wir die Gelegenheit das Technologiezentrum in Dortmund kennenzulernen. Simona Herrmann zeigte uns einen Kurzfilm über die Geschichte und momentane Aufstellung des Technologiezentrums. Im Anschluss bekamen wir erklärt, inwieweit Start-Ups unterstützt werden und welche Möglichkeiten sich für ein Hightech-Unternehmen im TZDO bieten. Als letzten Termin hatten wir eine Führung durch das Unternehmen Boehringer Ingelheim microParts, wo uns live gezeigt wurde, wie deren bekanntes FCKW-freies Inhalationsgerät  hergestellt wird. Leider konnten wir nicht die Produktion des mit lithographischer Technik hergestellten Zerstäuber beobachten, da große Umbaumaßnahmen eine Besichtigung verhinderten.

Im Rückblick kommen vielen von uns die 4 Tage der Brüsselfahrt sicherlich sehr kurz vor. Wenn man sich das Programm anschaut, fällt  auch nicht sofort ins Auge, dass wir kein kurzes Europapolitikintermezzo präsentiert bekommen haben. Angefangen am Sonntag mit einer lebhaften  Präsentation von Alexander, der uns seine Eindrücke aus Afrika darstellte, über die Vorbereitung am Sonntag auf die bevorstehende Fahrt bis zu den nächsten Tagen, die wirklich zum Bersten gefüllt waren mit sehr besonderen und interessanten Eindrücken. Man kann mit Sicherheit behaupten, dass diese Fahrt für alle Beteiligten eine wertvolle neue Erfahrung gewesen ist. Vielen von uns ist zum ersten Mal hautnah die Größe und Komplexität Europas klargeworden und so hat diese Erfahrung das Gefühl EU-Bürger zu sein maßgeblich gestärkt.

Simon Siebeneicher