Campus-Akademie 2012 – Teil 1

6. Jahrgang der Campus-Akademie

6. Jahrgang der Campus-Akademie

07.-14. Juli 2012. Sie heißen Alexandra und Victor, Steffen und Katharina. Sie kommen aus Dortmund und Bielefeld, Attendorn und Hagen. Sie sind Zwölftklässler von Katholischen Gymnasien im Erzbistum Paderborn und nehmen mit sechszehn anderen Gleichartigen an der sechsten Campus-Akademie teil. „Woher kommen wir?“ „Wohin gehen wir?“ „Wofür lohnt es sich zu leben, sich einzusetzen, sich stark zu machen?“ Diese Leitfragen begleiten die jungen Leute in der kommenden Woche. Sie haben das Glück, Prominente aus Wirtschaft und Kultur, Theologie, Wissenschaft und Gesellschaft zu treffen. Wertvolle Erfahrungen warten auf die Jugendlichen in dem als „Exzellenz-Initiative“ angekündigten Projekt. Die gemachten Erfahrungen bleiben nicht ein „Closed Shop“, vielmehr berichten die Teilnehmenden in einem fortlaufenden Journal über den Gang der Ereignisse.

Ankommen und erfolgreiches Leben

Gespräche

Gespräche

Am ersten Tag der Campus-Akademie, an der wir alle zum ersten Mal teilnehmen, trafen wir uns zu einer Vorstellungsrunde auf der sonnigen Terrasse des Kardinal-Jaeger-Hauses in Schwerte. Zunächst betraten wir, die ausgewählten Schülerinnen und Schüler, nervös den Außenbereich der Akademie, da wir verschiedene Vorstellungen an die Gruppe hatten und nicht wussten, was uns in der darauffolgenden Zeit erwarten würde. Ein erleichtertes Aufatmen ging durch die Runde, nachdem die ersten Annäherungen zwischen den neunzehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattgefunden hatten. Unser Interesse wurde auf der Stelle durch die Vielzahl verschiedener Charaktere und Persönlichkeiten geweckt, die auf den ersten Blick zu erkennen waren und ließen auf horizonterweiternde Impulse hoffen. Daraufhin erwartete uns die nächste Herausforderung, da sich jeder von uns mithilfe eines Andenkens, das einen Teil unserer Persönlichkeit widerspiegeln sollte, vorstellen sollte. Diese individuellen Andenken ermöglichten sofort eine vertrautere Atmosphäre zwischen Schülern, Experten und Ausrichtern der Akademie. Die mitgebrachten Gegenstände waren so vielfältig, wie es der erste Eindruck vermuten ließ. So gab es eine Auswahl von Kopfhörern, die auf einer Sammelleidenschaft beruhen, über Familienfotos, bis hin zu Sportschuhen.

Ein Symbol, das auch in späteren Gesprächen mit der Diplompsychologin Dorothea Böhm, der Gründerin der Organisation »Junior Career Coaching«, eine wichtige Rolle spielte, war eine Taschenuhr, die man kontinuierlich aufziehen muss, um ihr Fortlaufen zu gewähren. Dies kann als Synonym eines jedes Einzelnen für ein erfolgreiches Leben

Workshop-Arbeit

Workshop-Arbeit

aufgefasst werden, da für die Realisierung der persönlichen Ziele, Anstrengungen und Hürden in Kauf genommen werden müssen. Dies war auch eine wichtige Erkenntnis im folgenden Vortrag von Dorothea Böhm. Dieser forderte uns des Weiteren zu Denkanstößen auf, die die spätere Berufswahl betreffen.
Die motivierende und dynamische Art Frau Böhms brachte uns jedoch nicht nur zum Nachdenken, sondern gab bereits erste Orientierungshilfen. So begann ein erster verheißungsvoller Tag in der Campus-Akademie, der erste Fragen aufwarf und den Grundstein für die weiteren Tage legte.

Klavier-Festivals Ruhr

Bevor wir das Konzert von Adam Laloum im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr in Essen besuchten, lernten wir den Intendanten des Festivals kennen. Prof. Ohnesorg ist ein engagierter Musiker, der sich vielen verschiedenen Projekten widmet. Unter Anderem rief er ein Projekt ins Leben, bei dem Grundschüler, Gymnasiasten und Behinderte die Möglichkeit erhalten, zusammen zu musizieren. Durch den Kontakt unter den Teilnehmern entstehen Freundschaften und Gymnasiasten machen neue Erfahrungen in Bezug auf den Umgang mit Behinderten und deren Fähigkeiten. Des Weiteren widmet er sich der musikalischen Früherziehung in Kindergärten. Hierbei wird den Kindern mit Hilfe einer Farbmethodik spielerisch die Musik und das Klavierspielen näher gebracht. Dadurch wird auch die Gemeinschaft untereinander gestärkt und die Entwicklung des Kindes gefördert. Durch das Klavier-Festival Ruhr will er vor allen Dingen junge Talente fördern.
Das Festival erfreut sich großer Anerkennung und auch wir waren begeistert von Adam Laloum und seiner Interpretation der Werke Robert Schumanns. Besonders interessant war der Blick hinter die Kulissen der großen Bühnen der Welt, den uns Prof. Ohnesorg durch seine Anekdoten gewährte. Trotz seines Erfolges wirkt er sehr sympathisch und bodenständig. Selbstlos nutzt er seinen Einfluss in der Musikwelt, um anderen Menschen die Musik näher zu bringen und sie dafür zu begeistern. Insgesamt war das Gespräch sehr interessant und lebendig.

Kunst als Konfrontation von Leid und Schmerz

Lilian Moreno Sanchez hat ihr ganzes Leben der Kunst gewidmet. Bereits ihr Lebenslauf ist sehr beeindruckend, es versprach ein interessanter Vormittag zu werden und wir freuten uns auf die Begegnung mit ihr. In einem Rundgang durch die Akademie, bei dem sie uns persönlich begleitete hatten wir die Gelegenheit, einige ihrer Werke eingehender zu betrachten und auseinander zu setzen. Es war eine einmalige Erfahrung, während der Betrachtung der Bilder mit der Künstlerin in direktem Kontakt zu stehen und sich austauschen zu können.

Rundgang

Rundgang

Auch Frau Moreno Sanchez selbst empfand diesen Kontakt als eine sehr persönliche und intime Begegnung, von der nicht nur wir, sondern auch sie als Künstlerin profitiert hat. Die Werke der Chilenin haben einen sehr imposanten und ästhetischen Charakter und einen ganz besonderen Charme, der viele sehr faszinieren konnte. Durch die Konfrontation von Leid und Schmerz, gezeigt durch aufgeschnittene Körper, angenähte Unterlippen oder fixierte Knochen, mit Ästhetik und Schönheit, die durch auffällige Ornamente, Vergoldung und edle Seide zum Ausdruck kommen, entsteht eine unglaubliche Tiefe in den Bildern, die eine Menge Interpretationsfreiheit lässt. Moreno Sanchez bringt damit zum Ausdruck, dass Leid und Schmerz zentraler Bestandteil eines jedes menschlichen Lebens sind, sie durch den christlichen Glauben jedoch an Grausamkeit verlieren und Hoffnung bedeuten.
Angeregte Gespräche, Diskussionen und viele interessierte Fragen waren hier natürlich garantiert, sodass es eine sehr interessante und beeindruckende Begegnung war.

Jugendliche verlieren Kontakt zur Kirche

Der Besuch des Weihbischofs Matthias König bot uns die Möglichkeit, eine Persönlichkeit der katholischen Kirche kennen zu lernen und im Gespräch mit dieser die Thematik der Beziehung Kirche – Jungend zu diskutieren.

Im Gespräch mit Weihbischof König

Im Gespräch mit Weihbischof König

Die anfängliche Begrüßungs- und Vorstellungsrunde zeigte das Interesse des Weihbischofs an jedem einzelnen von uns Jugendlichen. Offen gegenüber verschiedensten Fragen unsererseits ergab sich ein Dialog, in dem wir kritisch aber ehrlich äußerten, dass Jugendliche zunehmend den Kontakt zur Kirche verlieren. Der Grund dafür liegt unserer Ansicht nach in der mangelnden Offenheit beiderseits und in zu wenig Angeboten für junge Menschen in vielen Gemeinden. Gespannt auf seine Reaktionen zu dieser Kritik, durften wir feststellen, dass er in vielen Punkten mit unserer Meinung übereinstimmt. Der Weihbischof zeigte Aufgeschlossenheit für unsere Verbesserungsvorschläge, mahnte aber zugleich, die jungen Menschen selbst müssten ebenso Offenheit für den Kontakt mit der Kirche zeigen. Doch auch andere Aspekte, die uns bewegten, wurden aufgegriffen und fanden in diesem Dialog ihren Platz. Wir durften so an diesem Nachmittag alle unsere Meinungen, Empfindungen und Wünsche äußern, dennoch war es auf beiden Seiten schwer, konkrete Ergebnisse und klare Antworten zu finden.

Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz

Matthias Kopp - Pressesprecher der Dt. Bischofskonferenz

Matthias Kopp – Pressesprecher der Dt. Bischofskonferenz

Matthias Kopp ist Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz. Sein Thema mit uns war „Dialog in der Kirche – Kirche im Dialog“. Nachdem wir etwas über seine Arbeit und Persönlichkeit in einer kurzen Einleitung erfahren hatten, begann er mit der Darstellung der derzeitigen Problematiken in der katholischen Kirche. Er berichtete dabei ausführlich und mit einer sympathischen offenen Art und Weise, wie diese entstanden sind und sich während seiner Amtszeit entwickelt haben. Während er die Aufklärung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche Anfang 2010 als erste unangenehme Aufgabe erläuterte, stellte er im folgenden auch die ihm auferlegten Pflichten als Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz detailliert dar wobei er zusätzlich die enge Beziehung seinerseits zu Papst Benedikt XVI. betonte. Er machte uns dabei immer wieder an zahlreichen Beispielen deutlich, wie wichtig eine ausgereifte Kommunikationsstruktur und -strategie, gerade im Zusammenhang mit den aktuellsten Ereignissen wie beispielsweise der Veröffentlichungen durch Vatileaks, ist.
Auch wenn der Ausbau einer erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit der Kirche auf Grund zahlreicher Rückschläge schleppend verläuft, sieht Herr Kopp dies als Herausforderung und gleichzeitig auch als Chance die vergangenen Ereignisse intensiv aufarbeiten zu können. Herr Kopp begeisterte uns insbesondere durch seine ehrliche und offene Art. Besonders sein Mut Sachverhalte realistisch zu betrachten und nicht zu beschönigen beeindruckte uns alle sehr.

Global Trends

Dem Attendorner Unternehmer Arndt Günter Kirchhoff, Vorsitzender der Geschäftsführung der weltweit vertretenen Kirchhoff Automotive GmbH und als Mitglied in verschiedenen Aufsichtsräten, gelang es, uns zu begeistern. Dies machte sich auch in der anschließenden Diskussionsrunde bemerkbar. In einem ersten ausführlichen Vortrag ging

Arndt G. Kirchhoff - Unternehmer

Arndt G. Kirchhoff – Unternehmer

der diplomierte Wirtschaftsingenieur auf die zentralen Leitfragen ein, die ihn in seinem Unternehmeralltag beschäftigen. Zunächst unterstrich er die Bedeutung von mittelständischen Familienunternehmen und deren wichtige Rolle in der deutschen Wirtschaft. Zudem erläuterte er die vier »Global Trends« Urbanisierung, Mobilität, Kommunikation und Nachhaltigkeit. Der Aspekt der Nachhaltigkeit kommt dabei in vielerlei Hinsicht zur Geltung. Im Zusammenhang mit der Produktentwicklung nannte Kirchhoff unter anderem die Verwendung komplett wiederverwertbarer Werkstoffe sowie die Schonung von vorhandenen Ressourcen. Auch gesellschaftliches Engagement und der Aufbau einer guten Arbeitsumgebung stellte er als weitere Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften heraus. Nach einer kurzen Pause startete eine intensive Diskussion, bei der verschiedenste Themenbereiche angesprochen wurden. Im Bereich des sozialen Engagements etablierte sich vor allem der unternehmensinterne Kindergarten. Hinzu kamen Fragen zum Management, Kirchhoffs politischem Einfluss sowie zu technischen Themen wie der Zukunft des Autos. Letzten Endes machte diese Themenvielfalt und Kirchhoffs Gesprächsbereitschaft den Vormittag für alle zu einer echten Bereicherung.

Angeregtes Gespräch mit Prof. Börsig

Prof. Dr. Clemens Börsig, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank AG, der unter großer medialer Begleitung vor einiger Zeit von seinen Aufgaben zurücktrat, war wieder Gast der Campus-Akademie.

Prof. Börsig

Prof. Börsig

Die Erwartungshaltung war allgemein geprägt von Ungewissheit und Neugierde bezüglich des für viele schwer greifbaren Themas, wodurch sich im Vorfeld des Vortrages eine gewisse Spannung unter uns ergab. Sobald Prof. Börsig den Raum betrat, löste sich diese jedoch recht schnell. Zuerst beschrieb er den Ursprung und die Entwicklung von Finanz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise innerhalb der letzten fünf Jahre. Dabei stellte er Zusammenhänge auch für weniger involvierte aber interessierte Jugendliche verständlich und nachvollziehbar dar.
Dadurch ergab sich sofort ein angeregtes Gespräch bei dem vor allem die außergewöhnlichen Vergleiche auffielen, mit denen Herr Prof. Börsig auf sympathische Weise die starre Finanzwelt mit Leben und Inhalt füllte. Auch ironische Bemerkungen zum Thema Griechenland und Verknüpfungen zu biblischen und mythologischen Anekdoten sorgten für eine Auflockerung des Themas, das ursprünglich als uninteressant und theoretisch betrachtet wurde. Dabei spielten auch politische Traditionen und Veränderungen eine große Rolle, wodurch der Inhalt in eine höhere Ebene übertragen wurde und Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichen und politischen Problemen deutlich wurden. Vor dem Hintergrund, dass Börsig sich trotz seiner hohen beruflichen Verantwortung intensiv um seine vielen Ehrenämter kümmert, wirkte sein Vortrag sehr authentisch. Denn er überzeugte nicht nur durch sein umfangreiches Fachwissen, sondern auch durch persönlichen Bezug zu jedem einzelnen von uns. Dadurch fügt er sich auf seine besondere Weise in die Reihe interessanter Menschen ein, die wir bisher kennenlernen durften.

„Forschung ist die Umwandlung von Geld in Wissen. Innovation ist die Umwandlung von Wissen in Geld.“

Nach diesem Leitsatz arbeitet und forscht das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund, wo uns Pressesprecher Herr Neuhaus einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen gewährt hat.
Nach einem Überblick über die Räumlichkeiten begann der Rundgang mit dem Besuch des Verpackungslabors. Dabei wurde besonders die Problematik von nicht einheitlichen bzw. ineffizienten Verpackungsmethoden aufgegriffen. Der Gedanke, durch Schaffung von Standards Automatisierung gezielter in logistischen Prozessen einsetzen zu können, war auch im weiteren Verlauf des Besuchs ein zentrales Thema.
Neben der Frage nach der optimalen Verpackung beschäftigen sich die Forscher allerdings auch mit dem Transportprozess. Hierzu findet sich eine weltweit einmalige Anlage zur Simulation des Verhaltens von LKW und deren Ladung in Extremsituationen wie z. B. einem Crash. Anschließend führte uns der Rundgang zur »Spielwiese« des Instituts. Hier werden Möglichkeiten zur Verbesserung von Fördersystemen ebenso erforscht wie die erfolgreiche Abwehr eines Fußballs durch einen Robotertorwart. Der schon zuvor hervorgehobene Aspekt der Automatisierung durch intelligente Systeme wurde abschließend durch einen kurzen Einblick in zellulare Transportsysteme weiter verdeutlicht. In einem Pilotversuch wird die Möglichkeit zum Einsatz autonomer Roboter zur Verbesserung des Materialflusses erprobt. Besonders positiv hervorzuheben waren auch die sehr angeregten Gespräche mit Herrn Neuhaus während der anschließenden Mittagspause.
Der zweite Teil des technisch geprägten Tages fand im „TechnologieZentrumDortmund“ statt. Hier bekommen Unternehmer die Gelegenheit, bei der Entwicklung neuer zukunftsträchtiger Produkte und Technologien unterstützt zu werden. Als Beispiel für den Erfolg des Konzepts besuchten wir im Anschluss das Unternehmen Boehinger Ingelheim microParts. Wir bekamen einen Einblick in die Produktion eines Inhalators, der mit unerwartet hohem Aufwand und strengen Auflagen produziert wird. Die sterile Atmosphäre in der Produktionsabteilung sowie die hochpräzisen Arbeitsgänge setzten einen weiteren Akzent.

„Ein Radio muss mehr sein als einfach nur gute Mucke“

Mit diesem Grundsatz gelang es Gerald Baars den „angestaubten“ Jugendsender WDR 1 in ein angesagtes, aber dennoch informatives Radio zu verwandeln: 1Live. Hierbei war es ihm besonders wichtig, kein flaches Jugendradio, sondern ein junges Radio zu erschaffen, welches den Ansprüchen der öffentlich-rechtlichen Sender treu blieb. Bei unserem Besuch lernten wir den Leiter des WDR-Studios Dortmund jedoch nicht nur als Erfinder von 1Live kennen, sondern als eine Persönlichkeit, welche uns durch ihre vielfältige Vita tief beeindruckte. Eher zufällig gelangte der studierte Ingenieur der Raumplanung zum WDR, woraus sich jedoch eine abwechslungsreiche Karriere entwickelte. So wurde er bereits nach wenigen Jahren Leiter des WDR Radios Dortmund, gewann den Grimme-Preis und war als Reisekorrespondent in Ländern wie Namibia, Zimbabwe, Kenia, Somalia und Polen tätig. Im Jahre 2000 wurde er Leiter des ARD-Studios in New York und erlebte so die Anschläge des 11. September hautnah mit. Dieses Ereignis habe ihn, ebenso wie die Folgen sehr geprägt. Nach sechs Jahren kehrte Baars dann als Leiter des Dortmunder WDR Studios zurück. Doch nicht nur Baars Vergangenheit war Thema des Gesprächs, wir diskutierten auch über die Zukunft der deutschen Medienlandschaft. In diesem Zusammenhang betonte er besonders, dass man nicht das „Niveau in den Programmen“ verlieren dürfe, was unter anderem durch eine zu starke Fokussierung auf Kommerz geschehe. Auch der zunehmende Verlust von jungem Publikum an die privaten Sender stelle ein Problem für die Öffentlich-Rechtlichen dar, so seien ARD und ZDF schon lange von RTL als Marktführer überholt worden.
Baars sieht für die Zukunft zwar eine „dramatische Veränderung der Medienwirkung und des Medienverhaltens“, doch schmälere diese Aussicht nicht die Freude an seinem Beruf, weshalb er sein journalistisches Leben als „außerordentlich befriedigend“ bezeichnet. Diese optimistische Einstellung und der Mut zur Veränderung haben uns gezeigt, dass es wichtig ist, sich immer wieder neu zu verwirklichen, ohne seine Prinzipien aus den Augen zu verlieren.

Das Gefühl, die Welt ein Stück verbessert zu haben

Prof. Dr. Johannes Stasch, ein Chief Scientist von Bayer Health Care, stellte uns die Entwicklung eines Medikaments zur Bekämpfung von Lungenhochdruck vor. Dabei legte er Wert darauf, nicht nur wissenschaftliche Fakten zu nennen, sondern auch die Geschichte hinter den Kulissen zu erzählen. Während seiner Präsentation wurde klar, dass man von der Idee bis zur Umsetzung eines Medikaments viel Zeit, Geld,

Vortrag Prof. Dr. Johannes Stasch

Vortrag Prof. Dr. Johannes Stasch

Durchhaltevermögen und Glück benötigt. Doch als Lohn wartet das Gefühl, die Welt ein Stück verbessert zu haben, indem man das Leid einiger Menschen bekämpfen kann. Abschließend betonte er, dass Forschung nicht nur auf wissenschaftlicher Arbeit, sondern auch auf Freundschaft sowie Zusammenarbeit der individuellen Teammitglieder basiert. Dies ist unbedingt notwendig, um die enorme Komplexität der Zusammenhänge und Abläufe zu meistern. In der folgenden Fragerunde wurde überwiegend auf ethische Fragen eingegangen. Bei deren Beantwortung hob er die Bedeutung der kirchlichen Ethik hervor, da sie in der Gesellschaft ein Bewusstsein für diese Fragen schaffe. Zum Beispiel diskutierten wir über die Vertretbarkeit von Tierversuchen, wobei er der Ansicht ist, dass Tierversuche notwendig seien um die Medikamente umfangreich zu testen, aber sie auf das Nötigste beschränkt werden sollten. Insgesamt haben wir gesehen, wie umfangreich die Entwicklung eines Medikaments ist und wie viel Herzblut und Leidenschaft man für diese Aufgabe in die Waagschale legen muss.

„Der Stoff, aus dem das Leben kommt.“

Wie wichtig der Lebensstoff Wasser für uns Menschen und die ganze Welt ist, führte uns Professor Doktor Gerd Morgenschweis eindrucksvoll vor. Als eine der Koriphäen auf seinem Gebiet, der Hydrologie und Hydrometrie, veranschaulichte er bildhaft, wie enorm groß der Wasserverbrauch der heutigen Menschheit ist und wie verheerend seine Konsequenzen sind. Wenn die aktuellen Prognosen zuträfen, sei es bereits im Jahr 2035 nicht mehr möglich für eine ausreichende Wasserversorgung der Menschen zu sorgen. Kriege um Wasser und Lebensmittelknappheit wären die Folgen, die auf dramatische Weise schon heute ihre Schatten vorauswerfen.
Wir diskutierten darüber, ob unser jetziger Lebensstil ethisch vertretbar sei und wie man ihn nachhaltiger gestalten könne. Es hat uns tief beeindruckt, wie stark das Thema Wasser unser aller Leben beeinflusst, wie wenig wir jedoch darüber wissen, und wie sehr wir es aus unseren Köpfen verdrängen.
Wir verbrauchen pro Tag und Person zwar nur durchschnittlich 50 Liter Wasser auf direktem Wege. Bezieht man jedoch die Menge an Wasser mit ein, die zum Beispiel zur Produktion von Konsumgütern benötigt wird, so kommen wir auf eine Summe von durchschnittlich 3550 Liter. Das Ziel von Prof. Dr. Morgenschweis ist es, den Anstoß zu einem Umdenken zu geben, das eine nachhaltige und sichere Wasserversorgung für die gesamte Menschheit ermöglicht. So beschränken sich seine Projekte nicht nur auf Deutschland, er ist in der ganzen Welt tätig.
Der Vortrag von Prof. Dr. Morgenschweis hat uns auf erschreckende Weise vor Augen geführt, wie nachlässig wir bisher mit dem überlebenswichtigen Stoff Wasser umgegangen sind und hat unser tägliches Handeln nicht nur kurzfristig, sondern auf lange Sicht verändert.